Nachschau Wintersemester 2021/22

21.10.2021 Der Beitrag der Digitalisierung zu nachhaltigerem Bergbau Philipp Hartlieb
28.10.2021 Europas Versorgung mit mineralischen Rohstoffen für den Green Deal Frank Melcher
04.11.2021 Carbon Capture and Utilization (CCU) - Potentiale und Herausforderungen Markus Lehner
11.11.2021 Recyclingfähigkeit und wie das EU-Projekt C-PlaNet dazu beiträgt? Roland Pomberger
18.11.2021 Erneuerbare Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern Matthias Hahn
25.11.2021 Hydrogen & e-Fuels: Nachhaltige Kraftstoffe für die Zukunft? Jürgen Rechberger
02.12.2021 ReOil – Recyclingtechnologie für Altkunststoffe Wolfgang Hofer
09.12.2021 Fernkälte Georg Geißegger
16.12.2021 Nährstoffe und Nährstoffrückgewinnung Markus Ellersdorfer
13.01.2022 Re-purposing of Coal Power Plants - ehemalige Kohlekraftwerke als wichtige Bausteine der Energiewende Thomas Kienberger
20.01.2022 Erzherzog Johann und das Montanwesen im Leobener Raum Peter Kneissl

Der Beitrag der Digitalisierung zu nachhaltigerem Bergbau (21.10.2021)

Philipp Hartlieb

Europa ist bei einer Vielzahl von Rohstoffen einer enormen Importabhängigkeit ausgesetzt. Um die EU als Hochtechnologiestandort abzusichern und die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu gewährleisten, muss diese Abhängigkeit dringendst reduziert werden. Hierfür ist es erforderlich, sämtliche Prozesse des traditionellen Bergbaues neu zu denken und unter Einsatz von bahnbrechenden Innovationen und neuartigen „Industrial Internet of Things“ (IIoT) zu revolutionieren. 
Dieser Vortag gibt einen Überblick über die technischen Entwicklungen in Bezug auf die Digitalisierung einzelner Aspekte der Bergbauprozesskette und leitet ab, wie dieser technologische Fortschritt zu einer besseren und nachhaltigeren Ausnützung der gegebenen Lagerstätten, und somit zu einem nachhaltigeren Bergbau führen kann. Die diskutierten Aspekte reichen von der Sprengtechnik, bis zur Flottensteuerung und Geotechnik.

Dr. Philipp Hartlieb ist Senior Scientist am Lehrstuhl für Bergbaukunde an der Montanuniversität. Seine Forschungsschwerpunkte drehen sich um nachhaltige und umweltfreundlichen Bergbautechnologien, hauptsächlich im Bereich der mechanischen Gewinnung, sowie Bohren und Sprengen, mit Ziel den Energieverbrauch sowie die Umweltauswirkungen von Bergbau zu reduzieren. Unter seinen Aktivitäten sind auch Projekte zur Digitalisierung von Bergbauen, Rohstoffpolitik, Ausbildung, und extra-terrestrischer Bergbau.

Europas Versorgung mit mineralischen Rohstoffen für den Green Deal (28.10.2021)

Frank Melcher

Die Energiewende ist gleichzeitig auch eine Rohstoffwende. Wir werden dafür eine große Menge an mineralischen Rohstoffen brauchen, die derzeit noch nicht im Rohstoffzyklus sind und für die wir nur geringe gesicherte Reserven haben. Der Vortrag beleuchtet Prognosen des zukünftigen Bedarfs an mineralischen Rohstoffen, um die Klimaziele zu erfüllen (vor allem am Beispiel der Elektromobilität), sowie die Möglichkeiten der Herkunft dieser Rohstoffe. Dies auch vor dem Hintergrund der Diskussionen um kritische Rohstoffe und der Rolle Chinas in der Versorgung der EU.

Frank Melcher ist seit 2013 Professor und Leiter des Lehrstuhls für Geologie und Lagerstättenlehre. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der kritischen mineralischen Rohstoffe und Edelmetalle, Zertifizierung von Rohstoffen und Analyse dieser.

Carbon Capture and Utilization (CCU) - Potentiale und Herausforderungen (04.11.2021)

Markus Lehner

Neben der Vermeidung sowie langfristiger Speicherung (CCS) anthropogener CO2-Emissionen wird die Verwertung von CO2 zur Herstellung nutzbarer Produkte als Möglichkeit der Reduktion von Treibhausgasemissionen diskutiert. Die damit verbundenen Technologien werden unter dem Begriff „Carbon Capture and Utilization“ (CCU) zusammengefasst. Dabei wird CO2 zunächst meist entweder aus einer konzentrierten Punktquelle, z.B. dem Abgas eines Zementwerkes, oder direkt aus der Luft gewonnen. Nach díesem „Carbon Capture“ Schritt wird es dann in chemisch-katalytischen oder auch technisch-biologischen Prozessen zu nutzbaren Produkten umgesetzt. Die Palette möglicher Produkte ist dabei grundsätzlich weit gefächert und reicht von Basischemikalien, wie Methanol, über Kraftstoffe, Kunststoffe bis hin zu Baustoffen. Alleine die Nutzung von CO2 als Rohstoff bedeutet jedoch nicht, dass damit auch immer eine negative CO2-Bilanz vorliegt. Zudem sieht sich die CCU-Technologie einer Reihe von technischen und regulatorischen Herausforderungen gegenüber. Die zukünftige Bedeutung für die Reduktion der Treibhausgasemissionen ist derzeit noch nicht genau vorhersehbar.

Markus Lehner studierte Verfahrenstechnik an der Technischen Universität München. Er promovierte am Lehrstuhl für Thermodynamik der TU München zur Abgasreinigung von Abfallverbrennungsanlagen. Seine Industriekarriere begann er als Projektingenieur im Anlagenbau bei der RVT Process Equipment GmbH, die zu dieser Zeit noch Rauschert Verfahrenstechnik GmbH hieß. Zuletzt war er in diesem Unternehmen für den Bereich Vertrieb, Konstruktion und Engineering verantwortlich und maßgeblich am Aufbau des Asiengeschäftes und einer Niederlassung in China beteiligt. Seit 2010 leitet er den Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes und beschäftigt sich intensiv mit der Nutzung von CO2 als Rohstoff, chemisch-katalytischen Prozessen zur Erzeugung erneuerbarer Kohlenwasserstoffe sowie dem chemischen Recycling von Kunststoffabfällen.

Recyclingfähigkeit und wie das EU-Projekt C-PlaNet dazu beiträgt? (11.11.2021)

Roland Pomberger

Recyclingfähigkeit von Produkten ist ein Kernelement von Kreislaufwirtschaft. Nur wenn Produkte recyclingfähig gestaltet sind, können sie auch zu Sekundärrohstoffen/Recyklaten verarbeitet werden und dann daraus neue Produkte entstehen. Heute werben immer mehr Produkte mit den Attributen „recyclingfähig“ oder „kompostierfähig“ und signalisieren den Konsumenten damit besondere Umweltverträglichkeit. Aus Sicht der Abfallwirtschaft ist die Frage berechtigt, ob diese Produkte wirklich recycelt werden und wie sie sich in unserem REALEN abfallwirtschaftlichen System verhalten. Bei genauerem Hinsehen lösen sich leider viele Versprechungen in Luft auf. Die Recyclingfähigkeit bezieht sich oft nur auf den Werkstoff, der theoretisch stofflich verwertet werden könnte. Damit ist aber die reale Recyclingfähigkeit noch lange nicht gegeben.
Im EU Projekt C-PLANET wird bereits bei der Entwicklung neuer Kunststoffe die Umweltverträglichkeit und das Verhalten in realen abfallwirtschaftlichen Systemen untersucht. Wirklich recyclingfähige Produkte sind das Ziel dieser europäischen Forschungen.

„Abfall ist der Rohstoff am falschen Ort“ das ist das berufliche Motto des Professors für Abfallverwertungstechnik an der Montanuniversität. Nach 20 erfolgreichen Jahren in der privaten Entsorgungswirtschaft wechselte Univ. Prof. DI Dr. Roland Pomberger ans Institut für nachhaltige Abfallwirtschaft und Entsorgungstechnik in Leoben.
Das akkreditierte Labor des Institutes ist spezialisiert auf Abfallanalytik und unterstützt die Forschungsprojekte in den Bereichen Recycling, Deponietechnik und Altlastensanierung. Das Labor steht als Dienstleister auch Partnern der privaten und kommunalen Entsorgungswirtschaft und der Industrie für Abfalluntersuchungen zur Verfügung.
Ein Spezialgebiete von Professor Pomberger sind die Entwicklung und der Einsatz von Ersatzbrennstoffen und speziellen Recyclingverfahren. Weitere Schwerpunkte der Forschung des Lehrstuhles sind: Abfallmineralogie und Schadstoffmobilität, Anlagen der Zukunft (ReWaste4.0) und sensorgestützte Sortierung, Kritische Rohstoffe in Abfällen, Recycling und ReUse von Lithium-Ionen-Batterien, Sicherheit in der Abfallwirtschaft.
 

Erneuerbare Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern (18.11.2021)

Matthias Hahn

Die Zukunft liegt in nachhaltigen Energien. Für westliche Länder ist der Weg klar: raus aus kohlenwasserstoffbasierenden Technologien. Jedoch wie sieht dies mit Ländern aus, deren durschnittliches Monatseinkommen unter dem Tageslohn in Österreich liegt? Was ist möglich, wo liegen Probleme und wo leben wir Europäer vielleicht in einer idealistischen Bubble?
In diesem Vortrag geht Ingenieure ohne Grenzen Austria - Regionalgruppe Leoben auf diese Fragen ein. Mit einem ganzheitlichen Blick mit möglichen Lösungswegen und bereits eingesetzten Technologien vor Ort zeigt dieser Vortrag nicht nur was bereits praktisch eingesetzt wird bzw. was alles möglich wäre, sondern hinterlässt auch offene Fragen auf die die Ingenieure*innen der Zukunft Antworten finden müssen. 
 

Matthias Hahn ist Student an der Montanuniversität Leoben im Master Geotechnik/Tunnelbau und Angewandte Geophysik. Seine ersten Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) sammelte er nach seiner Ausbildung an der HTL Steyr mit dem Projekt “Mochilla de Esperanza” in Lima/Peru. Seit Mitte 2018 leitet er die Regionalgruppe Leoben der Ingenieure ohne Grenzen Austria. Im Juli und August 2021 war der gebürtige Mühlviertler mit seinem Team aus 4 leobnern Montaningenieur*innen in Biharamulo/Tansania um dort ihr Projekt KaMa umzusetzen.

Hydrogen & e-Fuels: Nachhaltige Kraftstoffe für die Zukunft? (25.11.2021)

Jürgen Rechberger

Wasserstoff und e-fuels gelten als Kraftstoffe für eine nachhaltige Mobilität. e-Fuels können aus Kohlendioxid und Wasser gewonnen werden, aber welche Technologien stehen dafür zur Verfügung und in welchen Bereichen werden sie eingesetzt werden? Sicher ist, dass für die Herstellung von Wasserstoff und CO2-neutralen e-fuels große Energiemengen benötigt werden, die aus erneuerbaren Quellen kommen müssen. Dadurch wird die Verfügbarkeit von Wasserstoff und e-fuels wesentlich von den Kosten für erneuerbarem Strom abhängen.

Der gebürtige Steirer Jürgen Rechberger schloss 2003 das Masterstudium Industrial Engineering an der Technischen Universität Wien ab. Seit 2004 ist er in in den Bereichen Brennstoffzelle, Wasserstoff und Power-to-X bei der AVL tätig, seit 2021 als Vize-Präsident des Geschäftsbereiches Wasserstoff und Brennstoffzellen. Er ist Autor bzw. Ko-Autor zahlreicher Publikationen, Konferenzbeiträgen und Patente. Neben der Tätigkeit als Berater der österreichischen Bundesregierung ist er u.a. Mitautor der österreichischen Wasserstoffstrategie.

ReOil – Recyclingtechnologie für Altkunststoffe (02.12.2021)

Wolfgang Hofer

Das innovative ReOil®-Verfahren wandelt gebrauchte Kunststoffe unter moderatem Druck und bei normalen Betriebstemperaturen der Raffinerie in sogenanntes synthetisches Rohöl um. Dieses synthetische Rohöl wird dann über den Raffinerie- und Petrochemieprozess zur Herstellung neuer Polymere verarbeitet.
Ein besonderer Vorteil dieses synthetischen Rohöls ist sein geringer Gehalt an schweren Bestandteilen. Ein weiterer Vorteil ist ein kürzerer Logistikweg dieses Syncrudes im Vergleich zu konventionellem Rohöl. Seit 2009 forscht OMV Downstream an der Erschließung des hochinteressanten Ressourcenpotenzials von Altkunststoffen. Nach einem intensiven, aber erfolglosen Screening verfügbarer Prozesstechnologien wurde das ReOil®-Verfahren entwickelt. Es basiert auf dem thermischen Cracken, einer bewährten Raffinerietechnik, bei der langkettige Kohlenwasserstoffe in kürzerkettige leichte Kohlenwasserstoffe gespalten werden. Dieses einzigartige Verfahren verwendet ein Lösungsmittel, um die Viskosität des Kunststoffeinsatzes zu verringern und die Wärmeübertragung zu verbessern. Es ist derzeit in Europa, den USA, Russland, Australien, Japan und vielen anderen Ländern patentiert.
Derzeit betreibt OMV eine Pilotanlage mit einer Kapazität von rund 100 kg/h seit 2019 im 24/7-Betrieb. Diese Anlage ist voll in die Raffinerie Schwechat/Österreich integriert und hat bereits über 12.500 Crackstunden erfolgreich absolviert.
Die Planungen für das Upscale der nächsten Pilotanlage sind im Gange.   

Wolfgang Hofer hat einen MS-Abschluss für Bergbau und Markscheidewesen von der Montanuniversität Leoben/Österreich. Seit mehr als 20 Jahren ist er in allen Raffinerien der OMV als Projektleiter in der Projektdefinitionsphase an zahlreichen Modernisierungs- und Optimierungsprojekten mit einem Projektumfang von bis zu 1 Milliarde beteiligt und koordiniert/coacht multikulturelle Teams an verschiedenen Standorten. Er verfügt über eine breite Erfahrung in allen verschiedenen klassischen" Raffinerieprozessen und auch in innovativen Ansätzen. 
Seit 2011 leitet er die Gruppe Neue Technologien in der Abteilung Raffinerie-Innovation der OMV. Seine Hauptaufgaben sind die Erweiterung von kohlenwasserstoffbasierten Rohstoffen für die Raffinerie (z.B. anthropogene Reststoffe, Bioabfälle) sowie die CO2-Konvertierung und die Veredelung zu modernen Kraftstoffen. Er ist der Vordenker der ReOil®-Technologie, die sein erstes Innovationsprojekt war. 
Derzeit ist er seit 2018 technischer Berater bei der Plastic to Oil-Gruppe, um das Geschäft und die Markteinführung zu entwickeln.
 

Fernkälte (09.12.2021)

Georg Geißegger

In zwanzig Jahren wird Europa laut ExpertInnen in etwa so viel Kühlenergie wie Heizenergie brauchen. Andererseits soll der Energieverbrauch sinken. Um eine klimafreundliche Kühlmöglichkeit zuschaffen, setzt Wien Energie auf den Ausbau der Fernkälte. Mit der modernen Technologie, die unter anderem aus Wärme Kälte macht, spart man bis zu 70% des Energieaufwands und 50% der CO₂-Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen.

Georg Geißegger ist seit 2012 Abteilungsleiter für Kundenanlagen-Engineering bei Wien Energie. 2007 absolvierte er sein Masterstudium über „Umwelt- und Bioressourcenmanagements“ an der Universität für Bodenkultur in Wien und gibt seit 2008 sein vielseitiges Wissen als Lektroat für „Lüftungs-, Klima- und Kältetechnik – Vertiefung“ an der FH Burgenland weiter.

Nährstoffe und Nährstoffrückgewinnung (16.12.2021)

Markus Ellersdorfer

Die nachhaltige Versorgung mit Nährstoffen wird zukünftig eine immer wichtigere Rolle bei der Produktion von Pflanzen und Lebensmitteln spielen. Aktuell werden durch den intensiven Einsatz von industriell hergestellten Düngemitteln die natürlichen Nährstoffkreisläufe immer weiter an ihre Belastungsgrenzen gebracht, was sich sowohl im Hinblick auf die Umweltbelastung von Gewässern und Böden als auch auf den Klimawandel negativ auswirkt. Obwohl die Primärproduktion von Stickstoffdünger äußerst energieaufwendig ist und die Rohstoffversorgung bei Phosphor als kritisch angesehen wird, gehen derzeit große Mengen Stickstoff und Phosphor über das Abwassersystem verloren. Die Rückgewinnung dieser Nährstoffe aus Abwasser kann zukünftig beide Seiten entlasten und ist aktuell Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte.

Der Vortrag stellt anhand der natürlichen Nährstoffkreisläufe die aktuelle Situation der industriellen Düngerversorgung und der Abwasserbehandlung dar und zeigt mögliche Lösungsansätze für die Rückgewinnung von Stickstoff und Phosphor aus dem Abwassersystem, welche den Weg zu einer kreislauforientierten Pflanzenproduktion ebnen können.

Markus Ellersdorfer ist Assistenzprofessor am Lehrstuhl für Verfahrenstechnik des industriellen Umweltschutzes und beschäftigt sich dort mit dem Einsatz biogener Roh- und Reststoffe und daraus gewonnener Bestandteile in Industrieprozessen. Zu den aktuellen Schwerpunkten seiner Arbeit gehören neben der Nährstoffrückgewinnung und Verwertung von Klärschlamm auch die Gewinnung nachhaltiger Treibstoffe (GreenAmmonia, biocrude aus Mikroalgen und Bioabfällen) und die CO2-Verwertung mittels biobasierten Verfahren (bio-CCU).

Re-purposing of Coal Power Plants - ehemalige Kohlekraftwerke als wichtige Bausteine der Energiewende (13.01.2022)

Thomas Kienberger

Stromerzeugung aus Kohle deckt derzeit 37% des globalen Stromverbrauchs. Kohle ist damit die größte Quelle zur Stromerzeugung, da sie beinahe überall vorkommt. Sie ist aber auch der kohlenstoffintensivste fossile Energieträger und damit für 30% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Um das Ziel der Dekarbonisierung des Energiesystems zu erreichen, ist es daher unumgänglich die heutigen Kohlekraftwerke durch nachhaltige Technologien zu ersetzen. Dieser sogenannte „Coal Phase-Out“ wird derzeit in vielen EU-Ländern diskutiert oder sogar bereits umgesetzt. Auch Österreich ist seit Frühjahr 2020 kohlefrei. Wie kann aber nun der aus Kohlekraft gewonnene Strom ersetzt werden und was bedeutet das für das Kohlekraftwerk?

Thomas Kienberger ist seit 2014 Professor und Leiter des Lehrstuhls für Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben. Experte für integrierte Energiesysteme im öffentlichen Raum und in der Industrie. Hauptaspekte seiner Forschung und Lehre sind interdisziplinäre, systemische Ansätze zur Integration Erneuerbarer und zur Erhöhung der gesamtsystemischen Energieeffizienz. Seit 2018 Mitglied der Steuerungsgruppe der Vorzeigeregion New Energy For Industry - NEFI und Leiter des NEFI_lab. Innovator und Netzwerker in der Industrielandschaft in Österreich und darüber hinaus.

Erzherzog Johann und das Montanwesen im Leobener Raum (20.01.2022)

Peter Kneissl

Nachdem man Erzherzog Johann von Österreich (1782 bis 1859) aufgrund rebellischer Umtriebe das Kronland Tirol verboten hatte, wandte sich dieser der Steiermark zu. 1822 wurde er Radmeister in Vordernberg und erwarb zuerst das Radwerk II und in Folge auch das Radwerk V. Ihm gelang der Zusammenschluss der zuvor nur einzeln agierenden 14 Vordernberger Radgewerken zu einer gemeinsam handelnden und agierenden Kommunität. Zugleich ließ der Erzherzog auch die Bahn zur Beförderung des am Erzberg abgebauten Erzes nach Vordernberg zur Verteilung an die dortigen Radwerke konstruieren und durch Johann Dulnig errichten. Im Jahre 1840 entstand auf seine Initiative hin im heutigen Rathaus die Steiermärkisch - Ständische Montanlehranstalt, welche im Jahre 1849 nach Leoben verlegt wurde - die Vorläuferinstitution der Montanuniversität Leoben.

Nach Besuch der Volksschule in St. Peter - Freienstein Besuch der Hauptschule in Leoben und der HBLA für Forstwirtschaft in Gainfarn, Matura im Juni 1993. Studium der Geschichte und Volkskunde an der Karl - Franzens - Universität Graz, Mag. Phil. im Dezember 1998, Dr. Phil im Dezember 2002. Thema der Dissertation: Gründungslegenden der bis zum Jahre 1200 gestifteten Klöster und Abteien Österreichs. Von Mai 2003 bis Januar 2016 am Universalmuseum Joanneum tätig und ab Juni 2017 für die Montanmuseen Vordernberg. Verfasser von 30 wissenschaftlichen Publikationen. Neben der Montangeschichte auch im Bereich der Sagen- und Mythenforschung, insbesondere um den Salzburger Untersberg tätig. Besitzer einer eigenen Privatbibliothek mit 5000 Bänden, beginnend mit dem Jahre 1629. Wohnt und arbeitet in St. Peter - Freienstein.